Chronik
„Tradition ist nicht das Halten der Asche, sondern das Weitergeben der Flamme.“ (Thomas Morus)
93 Jahre KKS Mascherode
Ursprünge des Schützenwesens gibt es seit Ende des 13. Jahrhunderts. Ausgehend von Nordfrankreich und Flandern breiteten sich Schützenbruderschaften, -gilden und -gesellschaften in Nordwesteuropa aus. Es waren zu Beginn mit unterschiedlichsten Waffen ausgestattete Bürgerwehren, die Überfälle auf ihre Dörfer abwehrten.
Mit der Entwicklung der Städte erreichte die Idee, Schützenordnungen zu erlassen, die deutschsprachigen Gebiete. In Braunschweig ist das Schützenwesen seit der Zeit der Hanse nachweisbar. Die noch heute vorhandene Schützenstraße (Scuttenstrate) deutet auf eine schon um 1300 existierende Schützengesellschaft hin.
Die ersten bezeugten europäischen Schützenwettbewerbe und Freischießen wurden bereits im 15. Jahrhundert abgehalten. Im 19. Jahrhundert setzte ein Aufschwung im Vereinswesen ein, von dem auch der Schießsport profitierte. Das Sportschießen war bereits 1896 in Athen eine der olympischen Disziplinen.
Mascherode, damals vor den Toren der Stadt gelegen, musste noch bis 1926 warten, als 41 Dorfeinwohner einen Kleinkaliber-Schützenverein gründeten. Zunächst wurde provisorisch in einem Raum der Dorfgaststätte geschossen. Später schufen sie sich unter der Leitung von Willi Scholkemeier durch Ausschachtung eines vorhandenen Grabens einen Schießstand mit Scheibenhäuschen an der tiefsten Stelle im Südosten des Waldstücks "Kohli". In der Zeit nach 1933 kam die Vereinstätigkeit immer mehr zum Erliegen, als der KK-Schießstand von Parteiorganisationen der NSDAP genutzt wurde. Im Laufe des 2. Weltkrieges musste aufgrund der Kriegsfolgen die Vereinstätigkeit vollkommen eingestellt werden. Auch nach 1945 konnte ein Vereinsleben nicht gleich wieder beginnen, da die englische Militärregierung den Schießsport bei Strafe verboten hatte. Dazu kam noch, dass Unbekannte den Schießstand restlos verwüstet hatten.
Ab 1948 normalisierte sich das Leben und erste Genehmigungen von Schießsportvereinen wurden ausgesprochen. Am 1. März 1954 fand die "Wiederauflebensversammlung" des KKS durch 17 Schützenbrüder unter der Leitung von Hans Scholkemeier statt. Man traf sich in der Gaststätte Mesecke und absolvierte dort die Schießabende in einem Schuppengang. Wichtig erschien den Verantwortlichen die Aufnahme in den Deutschen Schützenbund. Gleichzeitig sollte unter Beibehaltung des montäglichen Schießabends der zerstörte Schießstand wieder aufgebaut werden. Mit größten Anstrengungen entstand ein neues massives Vereinshaus mit einer KK-Schießanlage. Die Geselligkeit kam allerdings schon damals nicht zu kurz, wie hier auf den Grundmauern in der Pfingstnacht von 1954 bewiesen wird.
Ab 1948 normalisierte sich das Leben und erste Genehmigungen von Schießsportvereinen wurden ausgesprochen. Am 1. März 1954 fand die "Wiederauflebensversammlung" des KKS durch 17 Schützenbrüder unter der Leitung von Hans Scholkemeier statt. Man traf sich in der Gaststätte Mesecke und absolvierte dort die Schießabende in einem Schuppengang. Wichtig erschien den Verantwortlichen die Aufnahme in den Deutschen Schützenbund. Gleichzeitig sollte unter Beibehaltung des montäglichen Schießabends der zerstörte Schießstand wieder aufgebaut werden. Mit größten Anstrengungen entstand ein neues massives Vereinshaus mit einer KK-Schießanlage. Die Geselligkeit kam allerdings schon damals nicht zu kurz, wie hier auf den Grundmauern in der Pfingstnacht von 1954 bewiesen wird. |
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Im August 1954 wurde von Rolf Maneth ein Fanfarenzug gegründet, der aus 6 Fanfaren, 2 kleinen Trommeln und einer Landsknechtstrommel bestand.
Der 1. Mai 1955 war dann der Tag, an dem mit einem "ausgedehnten Frühschoppen" im provisorisch eingerichteten Waldschießstand der Rohbau eingeweiht werden konnte. Nur kurze Zeit später organisierten die Schützen ihr erstes offizielles 50-m-Kleinkaliberschießen und die Anlage wurde mit einer Anzeigeautomatik ergänzt. Am 5. November 1955 wurde die endgültige Fertigstellung des Waldschießstandes gefeiert. |
Das Jahr 1956 ist geprägt durch die Gründung einer Damen-Abteilung, die als selbstständige Gruppe unter der Leitung von Elly Stöber geführt wurde und durch das erste Schützenfest nach dem Kriege. Großer König wurde Horst Schultze, Kleiner König Bernhard Meineke, Damenkönigin Jutta Bartsch und Volkskönig Heinrich Bötel.
Das Zusammengehörigkeitsgefühl der Mitglieder wollte man 1957 noch intensiver stärken. Trug man anfangs nur einen Jägerhut zum dunklen Anzug, wurde nun eine einheitliche Schützenuniform angestrebt. Wer die gemeinsamen Übungsabende im Schießstand zu oft versäumte, sollte konsequenterweise selbst wieder austreten, anderenfalls droht der "Ausschluss wegen Interesselosigkeit".
Der Verein hatte auch Rückschläge zu verkraften: 1960 war die notwendige amtliche Schießstandabnahme aus rechtlichen Gründen immer noch überfällig. Zudem brachte das entstehende Baugebiet am Kohlikamp durch seine unmittelbare Nähe zum Schießstand neue Auflagen zur Sicherheit.
Das Jahr 1961 bescherte jedoch weitere Erfolgserlebnisse. Seit diesem Jahr feierte man das Schützenfest alljährlich im Sommer und nach dieser Umstellung gleichzeitig als Stiftungsfest. Außerdem gibt es seither das "Mannschaftsschießen der Dorfvereine", dass wir heute als "Dorfpokalschießen" kennen. Am 1. Oktober 1961 rief Heinz Nolte eine Jugendabteilung ins Leben und mit besonderer Genugtuung nahm man zur Kenntnis, dass der umgebaute Schießstand am 1. Dezember endlich behördlich abgenommen worden war. 1964 stiftete Hans Scholkemeier eine große Vereinsfahne, die bis heute bei Umzügen stolz getragen wird.
Dennoch galt es 1968 ein weiteres Problem zu lösen: Im März sprach die Kreis-Verwaltung erneut eine Sperrung des Schießstandes aus. Nun war wieder tatkräftiger Einsatz aller Mitglieder gefragt, die Mängel sollten langfristig behoben werden und der Aufenthaltsraum umgestaltet werden. So legten sie damals die Wasserleitung aus dem Dorf, bauten eine Toilettenanlage mit Klärgrube, richteten eine Küchen-Ecke ein und erstellten einen Biertresen. Ein Anbau zur Unterbringung einer Luftgewehranlage kam hinzu. Diese umfangreichen Aufgaben mussten wegen Erkrankung des 1. Vorsitzenden meist von dem 2. Vorsitzenden Johannes von Witzler geleitet werden, der nach Hans Scholkemeiers Tod ab 1971 der gewählte 1. Vorsitzende wurde.
Die offenen Kleinkaliber-Schießbahnen, die durch Erdwälle und Stacheldraht abgeschirmt waren, wurden weiterhin von der Aufsichtsbehörde bemängelt. Nicht nur der Schall sollte eingedämmt werden, sondern auch die Erhöhung der Sicherheit wurde gefordert. So entschloss sich der Vorstand, eine Röhrenschießanlage mit einer Länge von 50 m, mit vorgelagertem Schießraum und belüfteten Kugelfang zu bauen, zudem auch eine Seilzuganlage zum schnelleren Auswerten der Schießscheiben gehörte.
Gerhard Bötel und Werner Giese haben sich dabei sehr verdient gemacht und die schwierigen Bauarbeiten vorangetrieben. Am 11. Juni 1973 fand beim Ausschießen um die Würden der Schützenkönige die Einweihung des völlig umgebauten Schießstandes statt.
In großer Harmonie feierte man 1976 das 50-jährige Bestehen in einem Festzelt. Vielen wird der Festumzug mit dem "Sechserzug des Hofbräuhauses Wolters" noch in Erinnerung sein.
Im Herbst 1984 begannen weitere Umbauarbeiten unter der Leitung von Henning Bötel und des ab 1985 gewählten 1. Vorsitzenden Rudolf Storchmann, da vieles aus den 70er Jahren nicht mehr zeitgemäß war. Zusätzlich hatten Einbrüche deutlich gemacht, dass ein einbruchsicheres Dach und entsprechend gesicherte Fenster und Türen notwendig waren.
In etlichen Vorstandssitzungen und Baubesprechungen reifte schließlich ein Konzept heran, dass eines Bauantrages bedurfte. Werner Giese übernahm wieder die Architektenarbeiten und Rudolf Storchmann die Bauleitung, aber das nötige Geld fehlte noch. Beim Knobeln und Skat wurde um "Bausteine" gespielt, Sammelaktionen liefen an und natürlich stellte man auch Anträge beim Deutschen Sportbund. Der Tatendrang der Mitglieder war nicht zu bremsen, alle wollten lieber heute als morgen beginnen.
Da taten sich einige Mitglieder beherzt zusammen und stellten kurzfristig 10.000 D-Mark bereit (Karl Bosse, Henning Bötel, Heinrich Pape, Joachim Loges, Heinrich Bötel, Klaus Schmidt, Helmut Bittner, Manfred Glaß und Rudolf Storchmann).
Zwei Jahre leisteten die Schützenschwestern und -brüder 3.500 Arbeitsstunden und aus dem ehemaligen Schießstand wurde ein schmuckes Schützenheim. Maschinenhilfe gab es kostenlos durch Heinrich Bötel vom Mörtelwerk Jägersruh und durch Transporte der beteiligten Landwirte. Oft wird heute noch von einer verschworenen Gemeinschaft beim Bau gesprochen, wobei sich die Damenabteilung besonders beim Innenausbau intensiv beteiligte.
Im Winter tauten die fleißigen Helfer sogar den Mörtel mit heißem Wasser auf, um keinen Baustopp eintreten zu lassen. Teilweise mauerte man mit "flinker Kelle" so schnell, dass im Eifer des Wettmauerns ein "Bierbauch" in der Wand entstand. |
Ein einstiegfestes Dach mit eingezogenen Stahlmatten, Eisentüren und Fenster, eine neue Küche und Toilettenanlage, neue Elektroanschlüsse, eine Gaszentralheizung, Innenverkleidung mit Glasvitrinen und eine Thekenanordnung mit Kühlschrank, Zapfanlage und Thekenstühlen sind Einzelheiten dieses gravierenden Umbaus, der am 24. Oktober 1986 eingeweiht wurde. |
Von nun an blüht das Vereinsleben in besonderer Weise. Freitags gilt das Schützenheim als "der" Treffpunkt. Übungsschießen und anschließendes Klönen am Damen-Stammtisch und an der Herren-Theke ist eine beliebte Kombination. Schützenfest, Oster-, Pfingst- und Hubertusschießen und das Dorfpokalschießen sind die Höhepunkte des Jahres.
Seit 1998 amtiert ein neuer Vorstand unter Leitung der 1. Vorsitzenden Rita Wörndel, der auch 2001 die Feierlichkeiten zum 75-jährigen Stiftungsfest vorbereitete. Diese Jubiläumsfeier fand, wie schon die legendäre 800-Jahrfeier Mascherodes von 1992, in der großen Scheune des Hofes Scholkemeier-Bosse statt, die diesem großen Ereignis einen würdigen Rahmen gab.
zusammengestellt von Kerstin Musiol
Quellen:
- Bildband 1954-1963 von Hans Stöber
- Chronik von Mascherode von Fritz Habekost, 1982
- Jubiläumsschrift zur 800-Jahrfeier Mascherodes, herausgegeben von Wolf-Dieter Schuegraf, 1992
- Chronik zum 75-jährigen Jubiläum des KKS von Henning Habekost, 2001
- www.slideshine.de